Was passiert eigentlich mit all den Dingen, die unentwegt genäht und gehäkelt werden, mit all den Decken und Kissen und Taschen und Quilts und Teilchen? Eine Frage mit einem Universum voller Antworten. Eine der möglichen Antworten ist: Ein Kissen wird jahrelang benutzt und ist irgendwann zerschlissen. Ein farbenfrohes Kuschelkissen, geknautscht, geplättet, geschüttelt, zeigt viele Kalenderblätter später deutliche Spuren der Zeit. Und dann? Entweder ist da nichts mehr zu retten und es geht in den großen Kreislauf zurück, kann im märchenhaften Idealfall auf diversen schrägen Wegen zum Dünger für Baumwollpflanzen werden und als hübscher Stoff wiedergeboren werden, bereit, Teil eines neuen Kuschelkissens zu werden – oder zur Abwechslung vielleicht mal eine Hose oder Tasche, abenteuerlustig in der Welt unterwegs. Bis es soweit ist, könnte das eselsohrige Kuschelkissen aber eine Chance bekommen, restauriert werden und noch eine Weile bleiben.
Irgendwann im letzten Jahrhundert hatte ich aus bunten Dreiecken ein Patchworkkissen genäht. Dieses traditionelle Muster heißt irgendwas mit Mountain. Wie auch immer, auch am stärksten Berg sägt der Zahn der Zeit und irgendwann waren die Löcher in der Hülle nicht mehr zu übersehen. Also nahm ich das ramponierte Kissen mit in die Nähstube und tauschte ein paar Teile aus. Applizierte liebevoll Flicken. Steppte hier und improvisierte da. Hinter das Patchwork kam eine Lage Stoff zum Verstärken, denn die Stoffe sind allesamt ganz schön dünn geworden. Die alte Kissenrückseite hatte mir eigentlich nie wirklich gefallen, so ein kleingemusterter Blümchenstoff, also ersetzte ich die Rückseite durch ein Stück Vintagestoff mit Pferd. Das wollte auch mal an die Luft. Und ehrlich gesagt, die alte Füllung hat auch nie gepasst: Sie war zu klein, so dass die Ecken der Füllung über die Jahre die Patchworkteilchen durchgescheuert haben. Jetzt ist es flauschig weich neu gefüllt, komplett bis in die Ecken mit Füllwatte gepolstert, da scheuert nichts mehr.
Bis das Kissen das Nähstübchen voll restauriert verließ, verging einige Zeit. Jetzt ist es wieder da. Sitzt mit auf dem Sofa, bekommt ab und zu einen Tropfen Kaffee, wird liebevoll geknautscht, untergelegt, zurechtgeknuffelt und plattgesessen. Es sieht ganz glücklich aus.